Fermate im Februar

Die „Winterreise“ von Franz Schubert stand auf dem Programm der Diljemer Fermaten am 25. Februar. Bei Außentemperaturen von bis fast 20°C in den Tagen zuvor war den Besucher/innen des Konzerts natürlich nicht ganz so winterlich zumute (auch wenn man morgens noch den Raureif von der Windschutzscheibe kratzen musste). Aber der äußerlichen Reise durch eine winterliche Landschaft in den Gedichten von Wilhelm Müller, die Schubert vertont hatte, korrespondierte ja auch das Gefühl einer erkaltenden Liebe. Wenn man dem Stimmungsverlauf der Gedichte folgte, dessen bekanntestes „Am Brunnen vor dem Tore“ sein dürfte, konnte einem schon frostig werden. Denn wie so oft in den romantischen Gedichten bewegen sich die Texte zwischen Hoffen und Bangen, die Sehnsucht nach Liebe (nicht die Liebe selbst) oder die verlorene Liebe ist einer der Hauptgegenstände romantischer Gedichte.

Diese sehnsuchtsvolle Spannung brachte der Tenor Jon Grave, der nun zum zweiten Mal unsere Gemeinde mit einem Liedvortrag beehrte, zusammen mit seinem Vater Michael Grave am Klavier eindrucksvoll zu Gehör: Die Verzweiflung des unglücklich Verliebten im Wechsel mit Hoffnung und glühender Leidenschaft, die im nächsten Moment schon wieder zusammenbricht, die wurde in der Intonierung der Lieder durch Jon Grave wie in der Klavierbegleitung deutlich spürbar - bis hin zur Todessehnsucht am Ende dieser Reise durch innerliche, winterliche Seelenlandschaften.

Das Publikum dankte den beiden Künstlern mit lang anhaltendem Applaus. Nach dem Konzert, gab es noch einen kleinen Umtrunk im Foyer des neuen Gemeindehauses und die Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Viele freuen sich schon jetzt auf die nächste Begegnung mit Jon Grave.

 

 
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