Passionsmusik am 26. März 2017

Regelmäßigen Gottesdienstbesucher/innen sind alle drei Musikerinnen vertraut, die das Konzert am vierten Sonntag der Passionszeit gestalteten. Das Grundinstrument des Abends, die Orgel, wurde von Johanna Haywood gespielt, die immer wieder einmal die Gottesdienste in unserer Gemeinde mitgestaltet und den Gesang der Gemeinde begleitet. Die Gesangsstücke wurden von Petra Klemme interpretiert, der Leiterin unseres Kirchenchors. Und Kyra, die Tochter von Johanna Haywood, unterstrich einige der Orgel- wie der Gesangsstücke durch die Klänge ihrer Violine. Kyra Haywood war bislang allerdings nur jenen Gottesdienstbesucher/innen als Musikerin bekannt, die in den vergangenen Jahren unsere Christmette besuchten.

Den drei Musikerinnen gelang es sehr gut, im harmonischen Zusammenklang von Gesangsstimme und Instrumenten das Besondere an den dargebotenen Stücken herauszuarbeiten. Die Orgel nahm sich bei den Liedern zurück, so dass der Sopran in höchste Sphären aufsteigen konnte, die Violine kontrastierte angenehm mit der Gesangsstimme und umspielte die von der Orgel gesetzten Grundlinien. Bei Händels „Lascia qu'io pianga“ kam dieser Zusammenklang besonders gut zur Geltung.

Bei Cesar Francks „Präludium in h-moll“, das die Musikerinnen in der Bearbeitung von Musikhochschulprofessor Carsten Klomp (Walldorf) darboten, konnte man - so man die musikalischen Linien der einzelnen Instrumente verfolgte - sehr gut die schrittweise parallelen Bewegungen mitverfolgen, die hin und wieder in gegenläufige Wellen umbrachen.

Gut gefiel auch, dass das Ave Maria nicht in der typischen, eher süßlich angelegten Fassung von Franz Schubert dargeboten wurde, sondern in der dem gegenüber zwar modernen Komposition von Camille Saint-Saëns, die aber - der Passionszeit angemessen - viel stärker das Leid Mariens herausarbeitet. Als Mater Dolorosa kann sie Menschen in ihrem Leid nahe kommen und in Fürbitte das Leid der Menschen vor Gott tragen. Dieser für uns Protestanten eher ungewohnte Gedanke der Fürbitte durch Maria kann uns in dieser musikalischen Form m.E. eher ansprechen.

Zum Schluss der Passionsmusik, die von etwas mehr als 50 Zuhörer/innen begeistert mitverfolgt wurde, führten die drei Musikerinnen dann noch den ersten Teil der „Biblischen Lieder“ von Antonin Dvorák auf. Die insgesamt 10 Lieder beziehen sich auf Ausschnitte der Psalmen, deren Text der Katholik Dvorák aus der protestantisch-tschechischen Übersetzung der Bibel entnahm. Sie reflektieren seine eigene Situation in der Fremde in den USA, wo die Lieder entstanden, und er aus der Tradition der afrikanischen Sklaven und der Indianer Nordamerikas rhythmische Elemente aufgenommen hatte.

Den Musikerinnen gelang es, auch diese Feinheiten hörbar zu machen. Im 3. Lied, das Verse aus Psalm 65 aufnimmt, konnte man den stampfenden Rhythmus eines Indianertanzes hören, das die Worte des Psalms aufnahm, in denen der Beter sein angsterfülltes Herzklopfen vor Gott bringt. Und die von Petra Klemme gesungene Bitte nach den Schwingen eines leichten Vogels wurde von der Orgel mit Vogelgezwitscher umspielt. Dieser Vogelgesang wird auch im 4. Lied (Worte aus Psalm 23) wieder hörbar, ebenso wie das Geplätscher eines Bächleins, an dessen Wasser der Hirte seine Schafe führt.

Alles in allem ein gelungener Konzertabend in der Passionszeit, von denen man sich mehr wünscht im einladenden Halbrund der Evang. Dreifaltigkeitskirche St. Ilgen.

J. Geißler

(Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind: Im Mai bieten wir Ihnen einen kleinen frühsommerlichen Konzertreigen.)

 

 
top