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Laudatio von Frank Schätzing und Rede von Dirk Steffens

Ausschnitte aus der Laudatio von Frank Schätzing

Stellen Sie sich einen Planeten voller Dinosaurier vor. Und eines schönes Tages fällt ein Meteorit, und die Saurier geben den Löffel ab, weil ihr „jurassic brain“ nicht in der Lage war, die Katastrophe vorauszusehen. – Das nennt man dann ein Massensterben. So geschehen zuletzt vor 66 Millionen Jahren auf diesem Planeten.
Nun stellen Sie sich vor, dass die Saurier erkennen, was da auf sie zukommt. Und es bleibt auch noch ein bisschen Zeit bis zum Einschlag. Also einige (?) kommen zusammen, beratschlagen was zu tun sei, was könnte man machen, Schutzmaßnahmen … und als Ergebnis des langen, langen Redens beschließen Sie einhellig, dass der Meteorit – vorbeifliegen soll. Das nennt man einen UN-Umweltgipfel! Willkommen im Jahr 2019!
Ja. Wir sehen die Wand und fahren dagegen!

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Während ich Ihnen das erzähle, stirbt irgendwo schon wieder Art und wir verfehlen unsere Klimaziele.
Muss uns das eigentlich nicht alle entsetzlich deprimieren?
Nein, sagt der Mann, der heute mit seiner zweiten Goldenen Kamera nach Hause gehen wird. Das darf es nicht. Und wenn es noch so schwer fällt. Es muss uns erbosen, erzürnen, auf die Barrikaden bringen, v.a. es muss uns mobilisieren. Und im Mobilisieren, lieber Dirk Steffens, bist Du ein Meister!

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… des globalen Artensterbens, an dem – und das muss allerdings auch einmal gesagt werden – wir nicht komplett alleine Schuld sind. Ja! Auch vor unserer Zeit hat es die Arten schon dahingerafft. Das ist die Evolution …
 
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Seit wir allerdings auf der Bildfläche erschienen sind, vollzieht sich das Artensterben 1000x schneller, als die Evolution es vorsieht.
Der kleine Kaninchennasenpendler beispielsweise oder der Sardische Pfeifhase – die haben wir auf dem Gewissen. Nun werden Sie vielleicht sagen: Das ist äußerst bedauerlich. Aber ohne den Pfeifhasen wäre mein Leben nicht in so ganz anderen Bahnen verlaufen. Auch ohne das Anatolische Pustelschwein kann ich ganz gut leben. Aber Vorsicht! Wissen wir, welche Rolle welche Art im ökologischen Geflecht des Planeten wirklich spielt?
Wussten Sie, dass es nur noch 3200 Tiger auf der Welt gibt? 3200! 200 Java...(?). 800 Berggorillas. 800. D.h., dass alle noch lebenden Berggorillas zusammen ins UN-Parlament passen würden. Ohne, dass sich dann etwas änderte.
Das Problem ist einfach: - Die meisten der Arten, die da still und leise vor sich hinkrepieren, kennen wir nicht, haben wir noch nie davon gehört. Vielleicht ist aber ein winzig kleiner Wurm im fernen Regenwald der Nagel, der das ganze Gebäude zusammenhält.
Die Welt, in der wir leben, ist komplex. Ohne Bienen kein Honig. Gut, dann steigen wir eben auf Nutella um. Falsch! Haselnüsse sind Pflanzen. Pflanzen brauchen Bestäubung. Insekten bestäuben Pflanzen. Ohne Insekten keine Nutella. So einfach ist das!
Wenn Sie das Ganze global hochrechnen, heißt das: Ohne Artenvielfalt keine Nahrung. Sondern: Kriege, Hunger, Migrationen, Kloppereien um die letzten Ressourcen.
Dann treffen sich die bunten zwei Planeten. Der eine sagt: Oh! Mir geht#S so schlecht. Ich hab‘ Homo sapiens!“ Und der andere sagt: „Macht nichts. Hatt‘ ich auch. Das erledigt sich von selbst!“
Und diese Komplexität unseres wunderbaren Planeten, die lehrst Du uns, lieber Dirk, ohne dabei belehrend zu sein. Und es richtet was aus.
Eine junge Generation ist nicht länger bereit, das Versagen der Eliten zu tolerieren. Diese großartigen jungen Menschen, die da auf die Straße gehen, die haben Vorbilder, die brauchen Vorbilder, und Du, mein Lieber, bist ein solches Vorbild.

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Ausschnitte aus Dirk Steffens Rede zur Preisverleihung

Liebe Freunde, ich fahr‘ jetzt seit einem viertel Jahrhundert als Wissenschaftsjournalist um die Welt. Ich bin Naturreporter, nein, ich war Naturreporter. Heute bin ich eher so eine Art Krisenberichterstatter. Ich erzähle vom Untergang. Ich will das gar nicht, aber die Welt ist so geworden.

Auf dem letzten Weltwirtschaftsgipfel, da gab es einen Risikobericht, was unseren Wohlstand und unsere Zivilisation am meisten bedroht. In diesem Horror-Ranking ist auf Platz 1, 2 und 3 ein Umweltproblem. Ich zitiere mal wörtlich: „Die Umweltprobleme zeigen, dass die Welt in die Katastrophe steuert.“ Zitat Ende. Und das, liebe Freunde, ist die Analyse der Wirtschaftsexperten.

Ihr solltet mal mit ein paar Naturforschern reden. Die haben so richtig schlechte Laune. Denn da ist ja nicht nur der Klimawandel. Das ist ein Riesenproblem, aber noch nicht das größte. Wir haben dieses globale Artensterben. Allein während dieser paar Stunden, die wir heute abend zusammen feiern werden, werden mehrere Dutzend Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten Erde ausgelöscht. Für immer! Wir erleben das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Und wenn wir das nicht stoppen, dann werden wir einen sehr hohen Preis dafür bezahlen. Denn – Frank hat es schon gesagt: Ohne Artenvielfalt keine Luft zum Atmen, kein sauberes Wasser, keine Nahrung!

Es reicht nicht aus, dass wir Jugendlichen, die sich für das Klima engagieren, applaudieren. Wir müssen auch selbst etwas dafür tun, und zwar jetzt. Ich meine: Jetzt! Nicht morgen früh. Jetzt!

Unsere Stiftung hat extra für heute abend eine Petition eingereicht: Artenschutz ins Grundgesetz! Denn, wie wir alle wissen: Im Grundgesetz müssen die wirklich wichtigen Dinge geregelt werden. Da gehört es hin.

Jetzt bitte ich Euch, liebe Freunde, hier im Saal und auch zu Hause; Unterschreibt das Ding! Und zwar sofort. Vom Handy aus. Online, vom Computer aus, während der Party. Schickt Selfies rum. Macht Videos, verbreitet die Nachricht und gebt nicht auf! Zeigt Euer Gesicht, erhebt Eure Stimme und steht auf!

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Und hier der Link zur Petition, die auch ich Sie dringend bitte zu unterschreiben:

Artenschutz ins Grundgesetz

 

 
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