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EVANG. KIRCHENGEMEINDE ST. ILGEN


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1. Der Altarraum

Photo des Kirchenraums vor der Renovierung in den 60er Jahren
(Archiv der Evang. Gemeinde St. Ilgen)

Die ursprüngliche Gestaltung des Altarraums ist auf unserem Photo aus der Zeit vor der Renovierung (vor 1963) noch gut zu erkennen. Ähnlich wie heute gab es eine Kanzel, die über dem Altar „thronte“ und damit die Predigt in den Mittelpunkt des Gottesdienstes rückte. Dem entspricht auch die halbkreisförmige Anordnung des Kirchengestühls - volle Konzentration auf das Wort Gottes, das in der Predigt ausgelegt wird. Zwei Türen verbanden den Altarraum mit dem angrenzenden Nebenraum, wurden aber im Zuge der Renovierungsmaßnahmen entfernt.

Der originale Hauptaltar ist der Renovierung in den 60er Jahren zum Opfer gefallen. Wie berichtet wird, wurde er als Brennholz verfeuert - unter denkmalschützerischen Gesichtspunkten ein sicherlich fragwürdiger Umgang mit Zeugnissen der Vergangenheit. In unserer Zwillingskirche in Strümpfelbrunn wurde in den 60er Jahren ähnlich in die Innenraumgestaltung eingegriffen, dort aber blieb der Altar erhalten, weil man ihn einlagerte, so dass der Altarraum dort heute wieder in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt ist.

Erhalten blieb bei uns lediglich der Seitenaltar, der z.B. bei Abendmahlsgottesdiensten als Beistelltisch zum Altar und auch sonst als Ablage gedient haben mag. Auf unserem Photo kann man ihn rechts vom Altar an der Seitenwand erkennen. Dieser Seitenaltar steht derzeit (2015) im Eingangsbereich der Kirche.

Bei der Renovierung 1963 wurde der Altarraum dem damaligen Geschmack folgend umgestaltet.

Dazu schreibt der zuständige Sachbearbeiter / Architekt (Unterschrift unleserlich) im Evangelischen Kirchenbauamt in Karlsruhe am 20.02.1963 folgendes: „Die Stellung von Altar und Kanzel über- und hintereinander ist nicht glücklich. Eine Änderung dieser Situation wie diese z.B. in der Friedenskirche in Heidelberg-Handschuhsheim und in der evang. Kirche in Karlsruhe-Rüppurr (etwa gleich alt) bei der letzten Renovierung geschehen ist, wäre anzustreben.”

Zum Vergleich dagegen dieses Zitat aus den Aufzeichnungen von Egbert Risch: „In späterer Zeit … erduldete dieser Kirchenbau im Innern einige wenig geglückte Veränderungen. So wurde die hohe, auf zwei Seiten ersteigbare Kanzel durch eine andere, im heutigen Sinn „moderne“ ersetzt.“

Die Kanzel wurde also ganz den Vorstellungen des Kirchenbauamts folgend abgerissen, die beiden Eingänge links und rechts in der Altarwand zugemauert und dafür neue Türen zur Sakristei und zum Treppenaufgang auf die Orgelempore links und rechts vom Altarraum durchgebrochen. Die Wand im Altarraum erhielt einen modischen Anstrich in Orange und der Boden im Altarraum wurde mit einem grauen Veloursteppich ausgelegt. Die Kanzel, wenngleich modern gestaltet, verlegte man - einem viel älteren Vorbild folgend - an die Seite des Altarraums. Für Altar und Taufstein erhielt ein örtlicher Handwerker den Auftrag. An der Stelle des Gemäldes von Martin Luther, das zwischenzeitlich über der Kanzel angebracht war, hing fortan ein bronziertes Kreuz mit einer Hinterbeleuchtung, der neue Altar wurde nach hinten an die Wand gerückt.

Photo des Kirchenraums aus dem Jahr 1995
(Archiv der Evang. Gemeinde St. Ilgen)

Dieses Gesamtarrangement kann man sehr schön auf dieser Photographie des Altarraums erkennen, das aus dem Herbst 1995 stammt.

Erst durch die grundsätzliche Sanierung und Restaurierung in den 90er Jahren konnte der originale Zustand wieder weitgehend hergestellt werden. Die ursprüngliche Bemalung wurde freigelegt, aufgefrischt und ergänzt. Wie früher gibt es nun wieder eine von beiden Seiten begehbare Kanzel, wenn auch in moderner Formgebung, und man gestaltete einen dazu passenden Altar.

Weiter aus den Aufzeichnungen von Egbert Risch: „Zwar konnte die alte Kanzel nicht wieder eingebaut werden, weil sie nicht mehr vorhanden war, doch zumindest passte man die nunmehrige Kanzel in der Art der Gestaltung vielmehr in Stil und Form der ursprünglich vorhandenen gut und harmonisch an, so dass die Kirche zwar nicht mehr genau ihrem Ursprungszustand entspricht, ihm jedoch wieder sehr nahe kommt und damit im Kircheninneren eine gewisse Harmonie erreicht wurde.“

Original-Entwurf Dörings von ca 1915
(Archiv der Bauabteilung der Evang. Landeskirche in Baden, Photo: JG)

So besticht der heutige Kircheninnenraum durch die wiederhergestellten Ausmalungen an Altarrückwand und Seitenwänden. Ein elegantes golddurchwirktes Rankenmotiv, das an Entwurfszeichnungen Dörings angelehnt ist, überzieht die glatten Wände mit einem feinen vegetabilen Gespinst.

Heutige Wandgestaltung an den Nebenwänden in etwas vereinfachter Ornamentik (Photo: JG)


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