2.1 Die Jugendstilfenster

Briefkopf der Glasmalerei Drinneberg auf der Rechnung für die Glasfenster der Dreieinigkeitskirche
(Archiv der Evang. Gemeinde St. Ilgen)

Ein ähnliches Schicksal wie der Altarraum betraf auch die ursprüngliche Gestaltung der Fenster. So fällt beim Betreten des Kirchenschiffs sofort auf, dass die großen Fenster, die den Kirchenraum erhellen, nicht zum ursprünglichen Bestand der Innenausstattung unserer Kirche passen. Sie ersetzten im Zuge der Renovierung 1963 die ursprünglichen Fenster, die durch Kriegseinwirkungen teilweise zerstört worden waren.

Im Originalzustand war das ganze Kirchenschiff mit Fenstern ausgestattet, die dem Baustil der Kirche entsprechend dem späten Jugendstil bzw. dem Art-Deco zuzurechnen waren. Diese Fenster wurden von der Hofglasmalerei Hans Drinneberg in Karlsruhe entworfen und hergestellt, wie aus den noch vorhandenen Rechnungen hervorgeht. Leider konnten bisher weder im landeskirchlichen Archiv noch im Archiv der Staatlichen Kunsthochschule Karlsruhe Originalentwürfe aufgefunden werden, die etwas von der ursprünglichen Farbigkeit der Kirche erkennen lassen. Vermutlich gingen sie im Zweiten Weltkrieg verloren.

Fenster auf der Orgelempore (Photo: JG)

Die ursprüngliche Fassung der Fenster der Dreifaltigkeitskirche kann man nur noch auf der Orgelempore sowie im Treppenaufgang sehen. Besonders markant sind die Fenster auf der Orgelempore, die mit ihrem intensiven Blau (siehe links) die Bemalung der Fensterlaibung aufnehmen und etwas davon ahnen lassen, wie die Kirche im Originalzustand ausgesehen haben könnte.

Im Treppenhaus zur Orgelempore zeigt sich ebenfalls eine ansprechende Gestaltung der Fenster mit einem blasseren Blauton (siehe unten).

Ein großer Teil dieser Fenster wurde bei einem Angriff alliierter Bomber auf die Bahnstrecke Karlsruhe - Heidelberg zerstört. Dazu schreibt Pfr Riemensperger am 06. Oktober 1945 an den Oberkirchenrat in Karlsruhe: „Am Freitag, den 16. März d.J. wurde die kleine Leimbachbrücke durch eine Fliegerbombe getroffen und völlig zerstört. Durch den starken Luftdruck erlitt auch die in der Straße stehende ev. Kirche mancherlei Schäden, vor allem an der Nordseite (?, gemeint ist wohl eher die Südseite) und linken Seite. Auf dem Kirchendach und dem Turmhelm wurden zahllose Ziegel fortgerissen oder verschoben. An den Kirchenfenstern der Nord- (?, s.o.) und der linken Seite wurden die oberen und untersten Zellen (?) in der ganzen Breite eingedrückt und (…?, unleserlich) an der linken Kirchenseite fast völlig zerstört …“

In der „Vorläufige(n) Übersicht über die Beschädigung kirchlicher Gebäude durch Feindeinwirkung innerhalb der Evang. Landeskirche in Baden 1939-45“ wird die Evang. Kirche in St. Ilgen als schwer beschädigt geführt. Bis 1947 konnten aufgrund der Kontingentierung bei der Zuteilung von Baumaterialien keine Dachziegel zur Reparatur des Kirchdachs geliefert werden.

Fenster im Treppenhaus
(Photo: JG)

Die zerstörten Fenster wurden eher provisorisch mit einer Notverglasung versehen. Erst im Rahmen der Renovierung in den 60er Jahren wurden die Fenster, einschließlich der bis dahin bereichsweise noch vorhandenen originalen Verglasung und bis auf die erwähnten Fenster auf der Orgelempore durch neue, dem Zeitgeschmack entsprechende Glasarbeiten ersetzt. Eine Restaurierung und Instandsetzung in der ursprünglichen Gestalt - so die Überzeugung des Oberkirchenrats - würde die Mittel der Gemeinde bei weitem übersteigen:

„Die stark farbig verglasten Fenster weisen viele Fehlstellen und notdürftige Ausbesserungen mit weißem Kathedralglas auf. Eine Reparatur erscheint nicht sehr sinnvoll. Sie ist auch nicht billig und bringt für den Kirchenraum keinen Gewinn. Eine neue ornamentale Verglasung wäre sehr wünschenswert. Sie müsste allerdings von einem guten Künstler gestaltet werden.“ - So der zuständige Sachbearbeiter / Architekt im Evangelischen Kirchenbauamt in Karlsruhe am 20.02.1963.

Diese Maßnahme wurde dann im Zug der Renovierung in den Jahren 1963 und 1964 umgesetzt.

 

 
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