3. Die Glocken

Glocke mit Inschrift:
Bochumer Verein in Bochum 1914
*
Befiehl dem Herrn Deine Wege

(Photo: JG)

Für die kleine Gemeinde St. Ilgen bedeutete der Bau der Kirche trotz mancher Zuschüsse natürlich einen enormen finanziellen Aufwand. Daher verzichtete man bei der Bestellung der Glocken im April 1914 auf die teure Lösung von Bronzeglocken (Im Blick auf den späteren Krieg natürlich ein Glücksfall, denn bei den meisten Kirchen wurden im Lauf des Krieges die Bronzeglocken bis auf je eine konfisziert, um das Material für Geschosshülsen einzuschmelzen). Stattdessen bestellte die Gemeinde drei Gussstahl-Glocken beim „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation“.

Konstruktionszeichnung Glockenturm
(Archiv der Bauabteilung der Evang. Landeskirche in Baden, Photo: JG)

Zu dem Zeitpunkt der Bestellung wurde die Wahl des Materials Gussstahl vom zuständigen „Evang. Orgelkommissariat für das badische Unterland“ jedoch wiederholt kritisiert. „Mit Gussglocken habe ich persönlich noch keine Erfahrungen machen können. Die Fachliteratur steht ihnen meist skeptisch gegenüber oder weiß in einzelnen Fällen zu berichten, der Bochumer Verein habe in beharrlicher Verfolgung seiner Ziele viele der Bedenken zu beseitigen verstanden.“ Besonders hinsichtlich der Tonreinheit gab es Bedenken.

Von Anfang an legte das Orgelbaukommisariat darauf Wert, dass die Töne auf das Geläut der katholischen Kirche abgestimmt wurden, damit es bei gleichzeitigem Läuten nicht zu Dissonanzen komme.

Konstruktionszeichnung des Glockenstuhls aus Stahlträgern
(Archiv der Bauabteilung der Evang. Landeskirche in Baden, Photo: JG)

Bereits im September 1914 zeigte der Bochumer Glockenprüfer die Fertigstellung und Prüfung der Glocken mit der Stimmung “gis”-”h”-”d” an. Jedoch verzögerte sich der Einbau des eisernen Glockenstuhls und der Glocken im Turm bis zum Juni 1915.

Die Abnahme der Glocken am 24. Juni durch das Evang. Orgelbaukommissariat ergab folgendes Urteil: „Beim Anhören aus der Nähe waren besonders bei der kleinsten Glocke einige Nebentöne reichlich stark zu vernehmen - vielleicht eine Eigentümlichkeit von Gussstahlglocken. Aus einiger Entfernung angehört, traten die Nebentöne jedoch nicht störend hervor, das Geläute gibt die gewünschten Töne des verminderten Dreiklangs „gis, h, d“ voll, rein, und somit musikalisch befriedigend, an.“

Glockenstuhl
(Photo: JG)

Interessant sind auch die Inschriften unserer Glocken:

Die kleinste mit 798 mm Durchmesser, die Taufglocke, trägt die Inschrift „Befiehl dem Herrn Deine Wege“ (Psalm 37,5).

Die mittlere Glocke, die Gebetsglocke, hat einen Durchmesser von 915 mm. Ihre Inschrift lautet: „Lasset Euch versöhnen mit Gott!“ (2. Korinther 5,20).

Die mit 1124 mm Durchmesser größte, klanglich tiefste Glocke dient der Gemeinde bei Traueranlässen und trägt die Inschrift „Friede auf Erden“ (Lukas 2,14).

 

 
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