Startseite Wir erinnern 2018 Bunt und Bewegt zu Erntedank  · 

"Ein Geschmack wie Semmeln mit Honig"

Wer genau hinhörte, konnte das Thema des Werkstattgottesdienstes zu Erntedank schon nach wenigen Takten erkennen : „Summ summ summ ...", eingebettet in einen Tanz von Valentin Haussmann intonierte der Posaunenchor unter der Leitung von Heinz Brucker, und unterstrichen wurde das angeklungene Motiv kurz darauf durch die Imkerin Cordula Wöhrstein, welche in voller Montur die zahlreich anwesenden Kinder des Kindergartens befragte, was es denn mit ihrer „Verkleidung" wohl auf sich habe.

Die ersten Rätsel um die einzelnen Bestandteile der Imkerausrüstung waren schnell gelöst, und die Kinder ergänzten die bereits auf dem Altar aufgebauten Erntedankgaben im Rahmen eines Lieds, das passgenau auf das Obst und Gemüse, welches sie in ihren Körbchen mit sich führten, abgestimmt war.

Nach der Eingangsliturgie hatten die Gottesdienstbesucher wieder die Qual der Wahl zwischen drei verschiedenen Workshops: Gemeinsam mit der Imkerin das Wissen über Bienen vertiefen, eine Biene basteln und ein Bienenlied einüben oder das meditativ ausgerichtete Angebot mit Traudel Schill mit Bienenatmung, Phantasiereise und Schreibmeditation zu einem zum Thema passendenden Bibelvers besuchen oder in der Kirche bleiben, um einen weiteren Bienenexperten kennenzulernen?

Beim Predigtgespräch in der Kirche interviewte Pfarrer Geißler den Botaniker Dr. Christoph Aly aus Schatthausen. Als ehemaliger Mitarbeiter der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe und Mitglied des Landesvorstands des Naturschutzbundes war dieser ein idealer Gesprächspartner für das Thema „Bienen". Der Hobby-Imker Dr. Aiy erläuterte, dass Bienen für uns lebensnotwendig sind, da sie durch die Bestäubung die Fortpflanzung der Pflanzen sicherstellen. Der von den Bienen produzierte Honig ist „der Treibstoff des Lebens". Ein einziges Bienenvolk sorgt im Jahr für 80 Kilogramm Honig. Dabei entfernen sich die Bienen im Frühjahr während der Obstblüte maximal einen Kilometer von ihrem Bienenstock.

Allerdings ist in den letzten Jahren ein massives Bienensterben festzustellen. Die Überzüchtung von Bienenvölkern, die Umweltbelastung durch Chemikalien und die Industrialisierung der Landwirtschaft sind menschliche Eingriffe in das Gleichgewicht der Natur. Die komplexen Zusammenhänge in der Natur haben wir Menschen immer noch nicht komplett verstanden. So hat die Schädlingsbekämpfung oftmals Auswirkungen, die wir im Vorfeld nicht abschätzen können.

Pfarrer Geißler betonte, dass der Mensch als Krone der Schöpfung das Bibelwort „Macht Euch die Erde untertan" nicht als Aufforderung zur Ausbeutung der Natur verstehen darf. Vielmehr ist dies ein Auftrag zur Bewahrung und Erhaltung der Natur. Auch in unserem eigenen Umfeld haben wir die Möglichkeit, dies umzusetzen und sei es nur im Blumenkasten auf dem Balkon, wenn wir insektenfreundliche Pflanzen darin halten.

Auch die Kirchengemeinde ist sich dieser Verantwortung bewusst und plant im Garten hinter der Kirche ein Bienenhotel zu errichten. Es sollen auch Stauden und Sträucher gepflanzt werden, welche für Insekten eine Nahrungsgrundlage bieten. Dies soll in einer Gemeinschaftsaktion mit Naturliebhabern aus unserer Gemeinde unter Anleitung eines professionellen Gärtners erfolgen.

Der Termin und weitere Informationen hierzu werden noch bekanntgegeben.

„Bekanntgegeben" wurden im Anschluss an das Predigtgespräch auch die Eindrücke und „Ergebnisse" aus den beiden anderen Workshops, so dass alle zumindest eine kleine Vorstellung davon bekamen, was sie an anderer Stelle verpasst hatten.

Nachdem Geist und Seele gestärkt waren, durfte der Körper natürlich nicht vernachlässigt werden: im Martin-Luther-Haus warteten bereits duftende Semmeln mit Honig - so soll übrigens das Manna geschmeckt haben, das dem Volk Israel bei seiner Wüstenwanderung das Überleben sicherte.

Dass der Erntedankgottesdienst wiederum einen Beitrag zum Überleben der über 500 Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt, zu leisten imstande ist, möge kein frommer Wunsch bleiben....

D. Dehoust

 

 
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