Ökumenisches Frauenfrühstück 5 nach 9

Marion Tauschwitz sprach über Hilde Domin
Die Freundin und Biografin der Dichterin zu Gast beim ökumenischen Frauenfrühstück

Ein Vortrag über Hilde Domin war angekündigt und viele kamen. Die Veranstalterinnen hatten mit dem Thema offensichtlich das Interesse vieler Frauen geweckt. Die Tische im Vortragsraum des Martin- Luther-Hauses mussten sehr eng gestellt werden, um Platz zu schaffen für rund 80 interessierte und neugierige Frauen. Zum ersten Mal seit es die Reihe „5 nach 9“ gibt, konnten dennoch nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden.

Hilde Domin hat lange in Heidelberg gelebt, sie ist in der Stadt und der Region eine bekannte Persönlichkeit und ihr lyrisches Werk ist längst ein fester Bestandteil der deutschen Literatur (ihre Gedichte sind nicht nur populär, sondern waren auch bereits Gegenstand von Abituraufgaben).

Neugierig machen konnte aber auch die angekündigte Referentin: Marion Tauschwitz war in den letzten fünf Lebensjahren Hilde Domins deren Mitarbeiterin, Begleiterin, Freundin und enge Vertraute. Nach dem Tod Hilde Domins hat sie die erste umfassende Biografie geschrieben. (Marion Tauschwitz: Hilde Domin, Dass ich sein kann, wie ich bin. 606 Seiten, Klampen Verlag 2015)

Mit viel Sachverstand hatte das Vorbereitungsteam den Vortrag durch eine sorgfältig nach Motiven gestaltete Tischdekoration ergänzt. Ein Tisch mit dem Motiv Judentum wies auf Domins Herkunft aus der großbürgerlichen jüdischen Familie Löwenstein aus Köln hin; der Stadt Rom, in der Hilde in den 30er Jahren studierte und Erwin Walter Palm heiratete, war ein weiterer Tisch gewidmet, ebenso der Dominikanischen Republik, wo das Ehepaar 14 Jahre in dem durch den Nationalsozialismus erzwungenen Exil lebte. Seit den 60er Jahren wohnte das Paar in Heidelberg, zuletzt im Graimbergweg. Der Heidelbergtisch fehlte nicht. Der Arbeitstisch einer Schriftstellerin stellte ein weiteres Motiv dar und schließlich war ein Tisch einem der berühmtesten Gedichte Hilde Domins, „Nur eine Rose als Stütze“ gewidmet. Nicht nur die Referentin hatte ihre Freude an dieser gestalteten „Begleitung“.

Wie ein roter Faden zog sich durch den Vortrag die Klage, dass sich Erwin Walter Palm sehr ablehnend verhalten habe, als seine Frau mit ihrem literarischen Arbeiten begann. Diese Interpretation, die von Marion Tauschwitz auch in ihrem Buch vertreten wird, ist beim Erscheinen der Biografie nicht ohne Widerspruch geblieben. Allerdings kann Marion Tauschwitz sich darauf berufen, den sehr umfangreichen Briefwechsel zwischen den Ehepartnern vollständig ausgewertet zu haben.

Das war auch möglich, weil die Briefe nach dem Tod Hilde Domins gefunden wurden und nicht die übliche Sperrfristklausel (40 Jahre) enthielten.
Die Gedichte der Hilde Domin waren im Vortrag nicht zu kurz gekommen. Marion Tauschwitz verband sie sehr eng mit dem Leben und Erleben der Dichterin und flocht sie deshalb in ihren Vortrag an entsprechenden Stellen ein. So auch das Gedicht von Abel und Kain, „das Gedicht von der zweiten Chance“, wie sie sagt:
                 
                            Abel steh auf
                            damit Kain sagt
                            damit er es sagen kann
                            Ich bin dein Hüter
                            Bruder …….
 
(Hilde Domin, Abel steh auf, you tube;
Dort liest und erläutert Hilde Domin das Gedicht)

 

 
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