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Gedanken zum Erntedankfest 2010

Viele Christen in Stadt und Land danken am Erntedankfest in Gottesdiensten für das „tägliche Brot“.

Wir alle leben von den Erzeugnissen der Landwirtschaft, auch wenn einfacher Einkauf und aparte Verpackung und oft (zu) niedrige Preise die Herkunft der Waren vom Feld oder aus dem Stall kaum mehr erkennen lassen und die harte Arbeit der Landwirte uns oft nicht mehr bewusst ist oder wir sie in unserer Wahrnehmung ausblenden.

Heute stellt sich ja für uns nicht mehr die Frage: habe ich was zu essen auf dem Tisch?, sondern eher die Frage: welche von den 40 Wurstsorten beim Metzger oder den 30 Brotsorten beim Bäcker kaufe ich.

Unser täglicher Bedarf - geprägt von Überfluss - ist ja mehr als Essen und Trinken. Martin Luther hat davon schon gesprochen in seiner Auslegung des 1. Glaubensartikels und der Bitte des Vater Unsers. Er sagt in etwa: „die Bitte um das tägliche Brot ist die Summe der Bitten um die Bedürfnisse des täglichen Lebens: dazu gehören auch Kleidung, Besitz, Freunde, Ehe und Familie, Gesundheit, Arbeit, eine gute Regierung und anderes mehr. Das tägliche Brot reicht in alle Lebensbereiche“.

ERNTEDANK: also heute noch gefragt? - im Zeitalter, wo wir im Dezember frische Erdbeeren, im Oktober Spargel und Kirschen –irgendwoher importiert-, das ganze Jahr über Kiwis, Mangos und was auch immer an Exotischem essen können, und wo wir gewohnt sind, dass es alles aus aller Herrn Länder täglich frisch auf den Tisch gibt?

Ich denke, Erntedank geht uns noch immer alle an; alle, die leben und leben wollen. Es erinnert uns an den Gott, der „seine milde Hand auftut“ und uns leben lässt. In der Moderne haben wir - lange nach Luther - neue Begriffe erfunden für das, was wir brauchen: reine Luft, sauberes Wasser, behütete Landschaften. Wir sind in den letzten Jahrzehnten sensibler geworden, wenn es um gesunde Nahrung, um Energie und Rohstoffe geht, denn deren Grenzen sind uns bewusst geworden und wir wissen, dass sie nicht unerschöpflich und willkürlich auszubeuten sind. Wir gehen (hoffentlich) sparsamer damit um – auch unsere Kinder und Enkel wollen noch eine Lebenschance haben.

Das ERNTEDANKFEST erinnert uns an all das. Es stellt uns die Frage, wie wir mit dem uns Geschenkten umgehen; ist also mehr als ein Bilanztag für Landwirte oder Viehzüchter. Das Erntedankfest ist aktuell, vielleicht aktueller als je zuvor. Denn es geht uns alle an, die wir von den Gaben Gottes leben.

Und ein Letztes: danken hat auch etwas zu tun mit denken: nachdenken über das, was wir zwar mit Fleiß und unserer Arbeit erarbeiten können, was aber letztlich doch von Gottes Segen abhängt. Und es hat etwas zu tun mit teilen: teilen mit denen, denen (aus klimatischen Gründen, wegen Naturkatastrophen, Korruption und menschenverachtender Regierungen) das Nötigste zum Leben fehlt oder vorenthalten wird und für die oft das „tägliche Brot“ unerschwinglich oder nicht vorhanden ist, die aber nach Gottes Willen leben können sollen wie wir.

ERNTEDANK 2010: bewusstes Denken, ein dankbares Herz sowie offene Hände für andere wünsche ich Ihnen allen.

Für die evangelischen und katholischen Gemeinden in Leimen, Nussloch und St. Ilgen
Wolfgang Keller, Pfarrer (St. Ilgen)

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