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Weihnacht 2009

Aus den Ortsmitteilungsblättern der Region

„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes...“ – so beginnt im 1. Kapitel des Lukasevangeliums im Rahmen der Weihnachtsgeschichte der Lobgesang der Maria, das sogenannte Magnificat. Maria ist voll des Lobes über Gott, der in ihr Leben getreten ist, der ihr Leben vollständig verändert hat. Sie ist eine junge Frau, ein Mädchen noch, doch bereits mit Josef verlobt, als ein fremder Besucher zu ihr tritt und ihr ankündigt, sie werde schwanger werden und einen Sohn gebären, und sie solle ihm den Namen Jesus geben.
Ein doppeltes Erschrecken wird hier spürbar: zunächst über den ganz und gar nicht alltäglichen Besucher, den Engel Gabriel, vor dessen Gruß Maria anfangs verstummt, dann aber, vor allem, über die Botschaft des Engels selbst: Sie, Maria, soll vom Geist Gottes erfüllt werden und ein Kind gebären, dass der Welt Rettung und Heil bringen wird! Was für eine Botschaft! Ist eine umwerfendere Nachricht überhaupt denkbar? Maria soll in ihrem Leben, in ihrem Leib, den Sohn Gottes empfangen, ihrer Liebe und Fürsorge anvertraut. Maria, die junge Frau, wird hineingenommen in Gottes Geheimnis.
Und dann der Moment, in dem Maria dem Engel antwortet. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass hier die Schöpfung buchstäblich den Atem anhält, hängt doch von dieser Antwort alles ab. Gott zwingt nicht, er bestimmt nicht einfach kraft seiner göttlichen Macht, was zu geschehen hat, nein, Gott sucht Zustimmung, Gott wirbt um uns. Bereits hier, in der Begegnung Marias mit dem Engel, wird sichtbar, dass Gott das Gelingen seiner Pläne auch in unsere Hände legt. Gott liefert sich aus, macht sich verletzlich und schwach, sucht unsere liebende Zustimmung zu seinem Willen. Und Maria, die von Gott Auserwählte, die der Engel gegrüßt hatte mit den Worten: „Sei gegrüßt, du Begnadete!“, sie antwortet dem Engel – Maria ist bereit für Gott, ist bereit, ihr Leben Gott anzuvertrauen und ein Kind zu empfangen, das ihr Leben auf den Kopf stellen wird: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“
In dieser Bereitschaft Marias, sich ganz Gott anzuvertrauen, die unbekannten Wege anzunehmen, die Gott für sie und das Kind vorsehen wird, liegt der Schlüssel zur Bedeutung Marias für die Weihnachtsgeschichte. In Marias „Ja“ zu Gott ist eine Möglichkeit unseres Menschseins eröffnet, die die Christen gerade in der kommenden Zeit des Advents, in der Zeit des Wartens auf die Ankunft des Gotteskindes in der Krippe, dazu einlädt, einmal Gottes Ruf in unserem Leben nachzugehen und dem nachzusinnen, wo Gott in unser Leben treten und es verändern möchte. Maria ist uns in der Weihnachtserzählung des Lukasevangeliums vor Augen gestellt als das Urbild aller Frauen und Männer, die Gott in sich Raum geben, die es zulassen, dass Gott in ihr Leben tritt und es verwandelt. Mit Maria und ihrem „Ja“ zu Gott ist uns gleichsam das Urbild christlicher Existenz überhaupt geschenkt, und dieses Urbild ermutigt uns, auf Gottes Botschaft zu hören und uns von ihm in Anspruch nehmen zu lassen, damit wir an seinem Heilswerk der Versöhnung und Erlösung mitarbeiten.
Und so wünsche ich Ihnen im Namen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden eine gesegnete Adventszeit – eine Zeit des Wartens auf den Herrn der Welt, eine Zeit des Hörens auch, wo Gottes Ruf sich in unserem Leben vernehmen lässt. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie so erfüllt werden mögen mit der Freude dieser Adventszeit, dass auch Sie einstimmen können in den Jubelruf Marias, der sich als ein Jubel über das Kommen des Sohnes Gottes erhebt: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes!“

Für die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Leimen
Pfarrvikar Kurt Vesely, St. Ilgen.

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