Geistliches Wort zum Jahresende 2003

Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten, las ich in der Zeitung: Etwa 40% der deutschen Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren kennen den Grund für das Weihnachtsfest nicht. Immerhin 15% wussten, dass es irgendwas mit Jesus zu tun hat. Das Weihnachtsfest wurde von denen, die nicht Bescheid wussten, so erklärt, dass es halt Winter sei, dass der Weihnachtsmann komme oder weil es schon immer so gemacht wurde. Manche Kinder meinten auch, Weihnachten werde gefeiert weil Ferien sind oder auch, dass das Weihnachtsfest dazu diene, dass die Geschäfte mehr verkaufen. 9% der Kinder sahen den Grund für das Weihnachtsfest darin, dass es Geschenke für Kinder gibt.
Weihnachten als das Fest der Geburt Christi, des Erlösers, ist also der heranwachsenden Generation (nur ihr ?) nur noch am Rande bewusst. Die Botschaft der Engel, die doch vom Frieden auf Erden sprachen für alle Menschen guten Willens wird kaum noch wahrgenommen in einer Zeit, in der das Laute, das Brutale, das Schrille und Gewalttätige alles zu übertönen scheint.
Friede auf Erden ... leben wir dies unseren Kindern vor ? Lernen sie es von uns, können sie es im Alltag an unseren Worten und unserem Handeln ablesen, was Weihnachten eigentlich bedeutet - nämlich das Nein Gottes zu der großen Versuchung der Gewalt, der Rache, der Machtgier ?
Weihnachten will uns zeigen: Gott will keine Gewalt. Er selbst wendet keine Gewalt an. Er kommt in diese Welt nicht als unerbittlicher und grausamer Diktator, sondern er kommt als Kind in Jesus Christus. Mit ihm kommt die Zusage, dass wir alle Gottes Kinder sein dürfen, die im täglichen Leben etwas von dieser unbedingten Liebe erfahren und dann auch weitergeben sollen.
Weil Gott selbst Mensch geworden ist, weil seine gute Botschaft uns allen seine Liebe verkündet, darum feiern wir Weihnachten. Gott will, dass wir friedlich, freundlich, barmherzig und mitfühlend miteinander umgehen, Christen und Juden und Moslems, Schwarze und Weiße, Reiche und Arme, Große und Kleine. Das sollte uns Mut geben, unseren Mitmenschen freundlich zu begegnen. Ein Hindu, Mahatma Gandhi, hat es in seinen "Fünf Vorsätze für den Tag" so formuliert: "Ich will bei der Wahrheit bleiben. Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen. Ich will frei sein von Furcht. Ich will keine Gewalt anwenden. Ich will in jedem zuerst das Gute sehen."
Gottes Wille zum Gewaltverzicht, sein Geschenk der Zuwendung, seine Liebe sollte spürbar sein in dem, was wir tun und wonach wir uns richten. Das sollten uns unsere Kinder abspüren, damit sie wieder lernen, was Weihnachten bedeutet: "Alle Ehre gehört Gott im Himmel! Sein Friede gilt allen auf der Erde, die sich von ihm lieben lassen!" (Lukas 2, 14 . Übersetzg.: Die Gute Nachricht, Das Neue Testament in heutigem Deutsch, Stuttgart 1975)

Ein gesegnetes, friedvolles Weihnachtsfest und Gottes gutes Geleit im Neuen Jahr wünschen Ihnen allen Ihre Pfarrerinnen und Pfarrer.

Pfarrerinnen und Pfarrer aus Nußloch, Leimen und St.Ilgen
Verfasser: Pfarrer Volker Reinhard

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