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EVANG. KIRCHENGEMEINDE ST. ILGEN


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Aufatmen! Aufjubeln!

Wann haben Sie sich zuletzt einmal von Herzen gefreut? So, dass Sie hätten schreien mögen vor Glück, oder eben – Jubeln? Nein, ich meine nicht die Freude über den Sieg Ihres Fußballvereins oder über den Lottogewinn. Sondern die Freude über Ihr eigenes Leben. - Dann vielleicht, als Sie im Krankenhaus nach der Probeentnahme die Diagnose erfahren haben: Es ist kein Krebs? Dann vielleicht, als Sie nach einem Flugzeugabsturz oder nach einem Schiffsunglück die Stimme eines Angehörigen am Telefon hörten? …

Es ist zumeist der Kontrast zu durchlebter Todesgefahr, zu tiefsten Leiderfahrungen, der uns solche Momente höchsten Glücks erfahren lässt, Momente, in denen die ganze Last von einem abfällt, die uns aufatmen, ja aufjubeln lassen. Verwandt bestenfalls noch den Momenten, in denen ein ersehntes Liebesglück Wirklichkeit oder ein Kind geboren wird.

Dass dies eher selten der Fall ist, dass wir in Mitteleuropa im Alltag nur selten direkt mit dem Tod bedroht sind, das mag ein Grund dafür sein, dass wir uns so schwer tun mit dem Osterjubel, dass er meist so verhalten daherkommt. Denn der Osterjubel entspringt der Erfahrung der Vergeblichkeit, der Sinnlosigkeit, der Verlassenheit – den Erfahrungen, die die Jünger an Karfreitag und den langen Stunden danach durchleiden mussten. Ihr Osterjubel ist ohne die Erfahrung von Karfreitag undenkbar.

Darum, wenn Sie von Herzen mit uns durchatmen möchten, jubeln über den auferstandenen Christus, aufjubeln, dass die Liebe Gottes selbst durch den Tod hindurch die Macht behält und uns die Kraft geben will, den Mächten des Todes und der Angst zu widerstehen – dann sind Sie nicht nur bei unseren Osternachtsgottesdiensten und Auferstehungsfeiern auf den Friedhöfen am Ostermorgen am rechten Ort. Dann hätten Sie auch allen Grund, Karfreitag mit uns zu begehen, um selbst zu erleben, aus welchen Tiefen des menschlichen Leids der Osterjubel sich Bahn bricht. Und dann werden Sie auch verstehen, dass in vielen christlichen Gemeinden die Glocken zwischen Karfreitag und Ostersonntag schweigen.


Ein frohes Aufatmen, ein befreites Aufjubeln, ein fröhliches Osterfest wünscht Ihnen
im Namen der evangelischen und katholischen Gemeinden in Leimen, Nussloch und Sandhausen

Ihr Pfarrer Jörg Geißler, St. Ilgen


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