Eigene Entscheidungen treffen

Sollen wir Menschen nicht die Entscheidung offen halten, bis sie selbst alt genug sind, zu entscheiden ....?

Eine schwierige Frage. Aufgrund unserer gesellschaftlich geprägten Vorstellungen von persönlicher Freiheit ist die eigene Entscheidungsfreiheit ein hohes Gut.
Doch sind wir das wirklich: Frei in unseren Entscheidungen? Ich bin da skeptisch. Wir werden heute von Kindesbeinen an so sehr von Meinungen anderer und von durch uns kaum überschaubaren Informationen überhäuft, dass wir auch auf diesem Bereich kaum noch zwischen objektiven Fakten und Manipulation unterscheiden können. Freiheit? Ich weiß nicht so recht. Außerdem entscheiden wir doch auch sonst in ganz vielen Fällen als Eltern für unsere Kinder. Warum sollten wir das hier nicht?

Für mich ist die Frage: Wollen wir Christen den anderen unsere Kinder und ihre Entscheidungen überlassen? Wenn wir erkannt haben, dass das, was unser Glaube an Halt gibt, an Trost im Dunkeln, an Orientierung im Leben - für ein Leben in Solidarität mit anderen Menschen und in Gemeinschaft mit Gott, richtig für uns selbst ist, warum sollen wir das nicht auch unseren Kindern mitgeben?

Wer seinen Kindern diese Entscheidung offen halten will, der - so denke ich - weicht in Wirklichkeit der eigenen Stellungnahme zum christlichen Glauben aus. Oder ist Symptom einer Gesellschaft, in der der Erziehungsauftrag gar nicht mehr ernst genommen wird und man die Kinder sich selbst überlässt.
Dies gilt - in umgekehrter Richtung - aber auch für die, die ihr Kind nur aus Tradition heraus taufen lassen. Denn ob sich der Glaube unseres Kindes entwickelt und wie, daran ändert weder die Taufe als Kind etwas noch die Entscheidung, es nicht taufen zu lassen. Letztlich liegt es daran, was wir als Eltern unseren Kindern vermitteln - vor allem durch unser eigenes Leben. Woran orientieren wir uns bei Entscheidungen? An Gottes Willen? Am Vorbild Jesu? Mache ich das auch einmal deutlich? Lebe ich in Solidarität mit anderen oder nur egoistisch für mich (und - bestenfalls noch - für meine Familie)?

Wenn Kinder nicht zu Hause kennen lernen, was christlicher Glaube, was christliches Leben bedeuten, dann kommt die 'christliche Erziehung' im Religionsunterricht und im Konfirmandenunterricht für die meisten unserer Kinder zu spät.


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Kinder- oder Erwachsenentaufe ?

Für manche Auseinandersetzung zwischen christlichen Konfessionen eine entscheidende Frage. Für mich zunächst eine akademische Frage.

Was steckt hinter der Frage ?

Die Verfechter der Kindertaufe sagen: Nur so kommt zum Ausdruck, dass die Aufnahme in die Gemeinschaft mit Gott ein Geschenk ist. Wir Menschen sind nicht in der Lage, uns dieses Geschenk der Liebe Gottes zu verdienen, ihm etwas anzubieten, das ihn dazu bewegen könnte, sich uns zuzuwenden. Gott ist so hoch über uns erhaben, dass dies keine Möglichkeit des Menschen ist. Es ist sein freies Geschenk an uns.
Wenn wir ein kleines Kind, einen Säugling, taufen, dann kommt dieser Gedanke am besten zum Ausdruck. Denn ein kleines Kind kann gar nichts von sich aus. Es ist ganz und gar abhängig von unserer Liebe, so wie wir von der Liebe Gottes.

Die Verfechter der Erwachsenentaufe betonen einen anderen Aspekt. Die Liebe Gottes kann nicht folgenlos bleiben. Sie muss eine Auswirkung auf mein Leben haben. Aber: Als kleines Kind bin ich mir dieser Tragweite überhaupt nicht bewusst. Ich werde also in etwas hineingestellt, für das ich keine Verantwortung übernehmen kann. Darum kann nur ein Erwachsener getauft werden. Denn er ist sich dieser Tragweite bewusst und kann nur darum Verantwortung für die Konsequenzen der Taufe für sein Leben übernehmen.


Wie passt das zusammen ?

Nun - Sie merken - in beiden Auffassungen findet sich Wahrheit. Schief werden die Positionen dann, wenn der Verfechter der Kindertaufe die Konsequenzen aus der Taufe vergisst, wenn das Geschenk eingepackt auf dem Gabentisch liegen bleibt und der Täufling nie Gebrauch davon machen würde. Oder wenn der Verfechter der Erwachsenentaufe vergisst, dass Liebe, dass die Liebe Gottes immer ein Geschenk ist, voraussetzungslos, auch nicht an seine Entscheidung zur Taufe gebunden, auch nicht abhängig davon, ob mir das tatsächlich gelingt, mein Leben nach dem Willen Gottes auszurichten oder ob ich daran scheitere.

Das Geschenk der Liebe Gottes und meine Entscheidung, etwas daraus zu machen, das gehört ein Leben lang zusammen. Wer als Kind getauft wird, muss sich irgendwann selbst entscheiden, diesen Weg mit Gott zu betreten (oder weiterzugehen). Wer als Erwachsener getauft wird, hat seinen Glauben nicht als Besitz. Auch er wird wie wir alle durch Phasen in seinem Leben gehen, in dem ihm Gott manchmal sehr fern erscheint. Die eigentliche Entscheidung fällt erst vom Ende her. Bis dahin fällt die Entscheidung für oder gegen Gott für uns alle täglich.

Daher: Taufe ist kein Endpunkt, sondern der Beginn eines lebenslangen Weges !

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