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Johann Sebastian Bach und die Reformation

- So lautete der Titel der Diljemer Fermate vom 19. Mai 2017. Was haben Bach und Luther gemeinsam? Zunächst etwas ganz Äußerliches - beide gingen in Eisenach zur Schule. Luther kam mit 14 nach Eisenach, um dort die Lateinschule zu besuchen. Später versteckte er sich auf der Wartburg und übersetzte dort das Neue Testament aus dem griechischen Urtext. Bach wurde in Eisenach in einer musikalischen lutherischen Fa-milie geboren und ging dort zur Schule.

Doch insbesondere an der Bearbeitung der gottesdienstlichen Messformulare durch Luther und deren Umsetzung durch Bach rund 250 Jahre später werden auch die innerlich-inhaltlichen Brücken zwischen beiden deutlich: Für Luthers „Deutsche Messe“ war - im Gegensatz zu den früheren Ansätzen bei Thomas Müntzer - das lateinische Messformular Vorlage. Bewusst wollte er den Zusammenhang zur Tradition bewahren.

Das klingt auch bei Bachs Umsetzung des katholischen Messformulars im „3.Teil der Clavierübungen“ an. Diese hat er sehr bewusst mit theologischen Gedanken und Lieddichtungen Luthers kombiniert. So ist die Komposition Bachs insgesamt in Es-Dur angelegt. Mit seinen 3 b's symbolisiert schon die Tonart die Dreieinigkeit Gottes. Außerdem ist sie unterteilt in 3 Teilstücke, die Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist repräsentieren. Zu jedem der Teile hat Bach auch jeweils zwei Vorspiele konzipiert: je ein großes Choralvorspiel und ein kleines, die dem Großen und dem Kleinen Katechismus Luthers korrespondieren.

Der instrumentale Teil des Konzertes, dargeboten von Willem Balk an der Orgel, stellte die kürzeren Vorspiele vor (da die längeren den zeitlichen Rahmen gesprengt hätten) und kombinierte sie mit Gesangsstücken von Bach und Schemelli, die von der Sopranistin Eva Landmesser brilliant vorgetragen wurde. Selbst in den höchsten Lagen war sie imstande, die Worte klar zu intonieren und die Konsonanten sauber abzusprechen. So war der Text selbst ohne Textblatt verständlich, wie in einem Wohnzimmer, in dem man sich direkt gegenübersitzt.

Mag es an der für einen Freitag in dieser Jahreszeit evtl. zu frühen Tageszeit gelegen haben, an der großen Dichte von Konzerten im Mai oder was immer den Ausschlag gab, leider war auch die Zahl der Zuhörer/innen nur an einem (größeren) Wohnzimmer orientiert. So verloren sich die knapp 30 Konzertgäste ein wenig in der Dreifaltigkeitskirche.

Doch dieses Konzert hätte wirklich mehr Konzertgäste verdient gehabt. Bleibt nur die Bemerkung für die, denen unsere Veranstaltung erst jetzt auffällt: Sie haben ein tolles Konzert verpasst. Und falls Sie mal wieder von einem Konzert von Eva Landmesser und Willem Balk in unserer Kirche lesen, dann notieren Sie diesen Termin rechtzeitig und auffallend „rot“ im Kalender, damit Sie das nicht wieder versäumen.

-JG-

 

 
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