Von Personen

(Sämtliche Photos auf dieser Seite aus dem Archiv der Evang. Gemeinde St. Ilgen bzw von privat - mit Ausnahme Pfr Günther / Photo aus dem Archiv der Evang. Gemeinde Sandhausen)

1. Persönlichkeiten im Pfarramt

1.1 - Gustav Otto Heinrich Günther
(18.12.1872 - 08.02.1947)

Zum Zeitpunkt der Einweihung unserer Dreifaltigkeitskirche Pfarrer in Sandhausen und St. Ilgen. Für St. Ilgen als Filialgemeinde zuständig bis 1924.

Lebensdaten: Geboren und aufgewachsen in Altlussheim. Studium in Halle, Tübingen, Greifswald und Heidelberg.
Pfarrstellenverwalter und Vikar in Laudenbach (1896), Ziegelhausen (1897), Blankenloch (1898), Offenburg (1901), erste Pfarrstelle ab 1902 in Leibenstadt (bei Adelsheim), danach in Karlsruhe (1905), beurlaubt als Vereinsgeistlicher des Badischen Landesvereins für Innere Mission und Geschäftsführer des Evang. Presseverbandes, danach ab 1914 als Pfarrer in Sandhausen bis zu seiner Pensionierung 1937. In den Jahren 1941 und 1942 als Kriegsaushilfe in Wilhelmsfeld.



Im Jahr 1924 wurde die St. Ilgener Filialgemeinde aufgewertet und bekam zum ersten Mal einen Vikar, der vom Pfarrer in Sandhausen betreut wurde. Damit einher ging in den Anfangsjahren ein häufiger Wechsel der Vikare, die im Schnitt nur ein Jahr blieben, bevor sie eine Pfarrstelle anderswo antraten:

1.2 - Ludwig Samuel Herrmann (1895 - 04.11.1958)
Geboren und aufgewachsen in Walldorf. Studium in Heidelberg und Leipzig, unterbrochen durch den Kriegsdienst 1914-1918.
Vikar in Mannheim an der Friedenskirche der Nordpfarrei (1922), im August 1924 als Vikar nach Sandhausen, von dort im April 1925 nach Offenburg. Seit 1927 Pfarrvikar und danach Pfarrer in Spielberg (1928), ab 1932 in Mosbach. Seit 1940 Dekan in Mosbach, gestorben in Waldkatzenbach / Mosbach.




1.3 - Ernst Samuel Ikinger (1878-29.09.1955)
Geboren in Heilbronn, Ausbildung zum Missionar im Missionshaus Basel. 1904-09 Missionar in Kamerun. 1911 Vikar in Frankfurt, danach als Pfarrvikar und Aushilfskraft auf vielen Stellen in Württemberg: Reubach (1912), Neckarwestheim, Spielberg und Sulzdorf (1913), Tungental, Hessental und Warmbronn (1914), 1919 in Langenbeutingen. Von 1919 bis 1924 zur Aushilfe in Ittersbach (mit zusätzlicher Aufgabe in Langenalb 1921-22), 1924 in Liedolsheim. Von Mai 1925 als Pfarrvikar in St. Ilgen und Übernahme in den badischen Kirchendienst. Ab November 1927 zunächst als Pfarrvikar, seit 1928 als Pfarrer in Adersbach. Bis 1942 Mitglied bei den „Deutschen Christen“. Aufgrund von Herzproblemen schon seit 1942 wiederholt Antrag auf Zurruhesetzung. Am 01.05.1949 in den Ruhestand verabschiedet.

1.4 - Karl Georg Wölfel (1897 - 17.12.1956)
In Mannheim geboren und aufgewachsen. Studium in Heidelberg und Tübingen.
1923 als Vikar an der Erziehungsanstalt Schwarzacher Hof, danach Britzingen (1924), Reichartshausen und in Mannheim an der Lutherkirche (1925), in Dillweißenstein, Freistett und Sinsheim (1926), und 1927 in Rheinfelden und Meissenheim. Sein Vikariat in St. Ilgen absolvierte er von November 1927 bis Oktober 1928. Danach als Pfarrverwalter in Merchingen, dort ab 1929 als Pfarrer bis zu seiner Zurruhesetzung am 16.01.1948. 1951 noch einmal als Aushilfe in Bischofsheim.



1.5 - Ewald Lange (1879-1934 / Ohne Abbildung)
In Hespert (Kreis Waldbröl) bei Köln geboren. Ausbildung als „Evangelist“ am Johanneum in Barmen. In den Jahren 1925-28 Dienstaushilfen in Kehl, Neustadt, Rohrbach (bei Heidelberg), St. Georgen, Furtwangen, Rheinbischofsheim und schließlich in St. Ilgen (von Nov. 1928 bis Mai 1929). Ab 1929 Religionslehrer in Heidelberg, dort gestorben.

1.6 - Theophil Strobel (08.04.1861 - 28.07.1948 / ohne Abbildung)
In Kananur / Ostindien geboren, wo sein Vater Missionar war. Tätig in der Mission in Ostindien zwischen 1885 und 1894. Danach Missionsprediger bis 1902. 1903 Aufnahme unter die badischen Pfarrkandidaten und Pfarrvikar. 1904 Pfarrer in Wittlingen, 1911 bis 1926 in Daisbach (zwischenzeitlich 1915 daneben Seelsorger für die britischen Kriegsgefangenen in Baden). In Daisbach in den Ruhestand verabschiedet. Zieht 1928 nach Heidelberg. Von dort zur Aushilfe in St. Georgen und 1929 von Juni bis November in St. Ilgen. 1935 nach Büdingen (Oberhessen) und in Babenhausen gestorben.

1.7 - Dr. Hans Martin, Ritter und Edler von Peter (1896-08.11.1979 / ohne Abbildung)
In Friedberg in der Wetterau geboren. Studium in Breslau, Halle und Heidelberg, unterbrochen durch Kriegsdienst 1914-1918.
Von November 1929 bis November 1930 Vikar in St. Ilgen, danach in Baden-Baden, dort seit 1931 Pfarrvikar. 1932 als Pfarrer nach Ittersbach und 1937 nach Bad Rappenau. Seit 1958 Religionslehrer an der Gewerbeschule Heidelberg. Im Ruhestand in Heidelberg. Dort gestorben.


Im Jahr 1930 wird die Gemeinde St. Ilgen zur selbständigen Kirchengemeinde und bekommt im Jahr darauf zum ersten Mal einen Pfarrer:

1.8 - August Daniel Braun (1869-1933)
Geboren in Aglasterhausen. Studium in Leipzig, Berlin, Greifswald und Halle. Vikar in Witten-weier (1894), in Ziegelhausen und Denzlingen (1895) und Emmendingen (1896). Erste Pfarrstelle 1899 in Heddesbach, von dort 1907 nach Überlingen, seit 1919 bis 1930 in Nussloch. Krankheitshalber wird er im Januar 1931 in die kleinere Gemeinde St. Ilgen versetzt. Dort wird er erster Pfarrer der Gemeinde. Aufgrund der Schwere seiner Erkrankung wird er im Oktober 1933 in den Ruhestand versetzt. In Heidelberg noch im selben Jahr verstorben.




1.9 - Wilhelm Riemensperger (29.12.1881 - 24.09.1961)
In Walldorf als ältestes von 5 Kindern geboren. Nach der Volksschule Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Heidelberg, dort auch konfirmiert. Studium der Theologie in Heidelberg, Marburg und Halle. Als Vikar in Schiltach, Durlach und Sinsheim. Später als Pfarrer in den Ge-meinden Obergimpern (1912), Michelfeld (1917), Hochstetten (1927). Tritt im November 1933 seine Stelle in St. Ilgen an, die er bis 1947 inne hat. Danach in Oberacker tätig. 1953 Ruhestand.




1.10 - Karl Ludwig Martin (01.11.1897 - 04.01.1971)
In Weingarten geboren, ausgebildet in den Diakonischen Anstalten Beröa, dem Missionsseminar Basel und in Leiden (Niederlande). 1938 in Oberacker als Vikar eingesetzt, seit November 1947 probehalber Pfarrverwalter in St Ilgen, 1949 Aufnahme in die Badische Landeskirche, ab da Pfarrer in St. Ilgen bis zu seiner Zurruhesetzung am 01.11.1960. Ruhestand in Großsachsen, gestorben in Murrhardt.



Das Archiv der Landeskirche in Karlsruhe muss aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes Sperrfristen einhalten. Daher sind die Daten der folgenden Pfarrer unvollständig, weil noch gesperrt. Dafür liegen von einigen Schilderungen aus eigener Feder oder von Gemeindegliedern vor, die wir im Anschluss an diese “Photogalerie” notieren.



1.11 - Willi Ernst Moser (18.04.1913-20.02.2001)
Geboren in Berwangen war er Pfarrer der Gemeinde St. Ilgen von November 1960 bis Oktober 1975. Eine ausführliche Würdigung durch Volker Reinhard lesen Sie hier.










1.12 - Johannes Carstensen (*08.09.1948)
Geboren in Schleswig, Studium in Heidelberg, erste Stelle 1974 als Vikar in Wieblingen, danach von September 1975 bis April 1976 als Pfarrvikar in St. Ilgen und Nussloch, später Pfarrer in Ahorn-Buch und Pforzheim-Würm. Heute in Esslingen im Ruhestand. - Sein Grußwort finden weiter unten.






1.13 - Thomas Bölling (*03.06.1943)
Geboren in Berlin, Studium in Heidelberg (Geschichte, Philosophie, Griechisch und Latein), danach in Tübingen Theologie. Vikar 1971-72 in St. Georgen, danach Relgionslehrer in Eberbach, Karlsruhe und Mannheim. 1974 Dekan in Sinsheim, von April 1976 bis März 1980 als Pfarrer in St. Ilgen. Danach in Baden-Baden und von 1983 bis 1986 in Heidelberg-Emmertsgrund. Aus dem Dienst der Landeskirche ausgeschieden.







1.14 - Arno Schmitt (*06.08.1945 / ohne Abbildung)
1972 bis 1985 in Sandhausen, Vakanzvertretung in St. Ilgen von März bis Oktober 1980 .




1.15 - Wolfgang Keller
Mit Abstand der Pfarrer mit den meisten Dienstjahren im St. Ilgener Pfarramt. Er war zunächst vom Oktober 1980 bis April 1982 als Pfarrvikar in St. Ilgen, wurde zum Pfarrer der Gemeinde gewählt und in diesem Amt von April 1982 bis 2009 tätig.
Auch von ihm finden Sie einen Rückblick weiter unten.








1.16 - Cristina Blàzquez
Als erste Frau in St Ilgen im Pfarramt übernahm Frau Blàzquez als Pfarrvikarin die Vakanzvertretung bis zum August 2011. Zur Zeit ist sie Pfarrerin in unserem Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz in der Gemeinde Eppelheim.







1.17 - Jörg Geißler
Geboren 1961 in Schwetzingen, nach der Grundschule Besuch des Hebelgymnasiums Schwetzingen, Studium der Theologie in Heidelberg, Lehrvikariat in Murg am Hochrhein und in Kippenheim bei Lahr, Pfarrvikariate in Langensteinbach und Plankstadt, Pfarrer in Pforzheim-Huchenfeld, seit September 2011 Pfarrer in St. Ilgen.







2. Gemeindediakone

Seit den 80er Jahren, bedingt durch das stetige Wachstum der Gemeinde, richtete die Landeskirche eine zweite hauptamtliche Stelle für St Ilgen ein.

Zum ersten Mal wurde die Stelle besetzt mit Thomas Koch, und zwar von 1986 bis 1990. Von 1990 bis 1998 war Beate Granzin verantwortlich für die Kinder- und Jugendarbeit und seit 1999 ist Martina Fürbach-Weber (siehe Photo) Gemeindediakonin in St Ilgen. Ihre Schwerpunkte sind ebenfalls die Kinder- und Jugendarbeit, sie gestaltet zusammen mit den Pfarrern und einem Team die Konfirmandenarbeit. Außerdem bietet sie neben anderem Trauerseminare an, ist für die Schulseelsorge zuständig und beteiligt sich an der Seniorenarbeit.

3. Pfarrer in Nahaufnahme

3.1 - Pfarrer Willi Moser - ein Seelsorger, ein Hirte.
von Volker Reinhard

Als wir im Jahre 1960 zum Konfirmandenunterricht antraten, da gab es in St. Ilgen einen neuen Pfarrer, Willi Moser, und wir Konfirmanden kamen überein - Originalton: „Wie mia ihn zieje, sou hewwe ma'n“ (Wie wir ihn ziehen, so haben wir ihn). Aber wir sollten uns irren, nicht wir zogen ihn, sondern er erzog uns. Mit seiner unnachahmlichen Art, gemischt aus Freundlichkeit, Zuwendung, ernstem Glauben und fröhlicher Weltzugewandtheit, aus vornehmer Zurückhaltung und zugleich offenem Zugehen auf alle, die ihm anvertraut waren, aus einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen, aus Kompromissbereitschaft und - wenn von ihm als nötig erachtet - Sturheit gelang es ihm, nicht zuletzt auch durch seinen manchmal etwas eigenen Humor, zunächst uns, seine Diljemer Konfirmanden, und schließlich die ganze Gemeinde über 15 Jahre hin (bis zum Abschiedsgottesdienst am 2.11.1975) zusammen mit den gewählten Kirchenältesten so zu leiten, dass man das Pfarrerbild, das er von sich selbst hatte, deutlich erkennen und davon profitieren konnte: Er war der Hirte, wir alle seine ihm anvertrauten Schäflein.

Darum galt bei ihm: Über alles in der Gemeinde wusste er Bescheid. Niemanden ließ er allein, kein Kranker blieb unbesucht, sei es zu Hause, sei es im Krankenhaus in Heidelberg. Hatte jemand Betagtes Geburtstag: der „Herr Parra“ war da und war sich nicht zu schade, fröhlich mitzuhelfen, den Geburtstagskuchen seiner gottgewollten Verwendung zuzuführen. Zog jemand neu zu, kam der Herr Pfarrer ins Haus, ständig war er unterwegs in der Gemeinde, immer im Dienst mit seinen unverfälscht liebevollen und teilnehmenden „Heimsuchungen“ im besten Sinne. Keine Sterbenden blieben ohne Zuspruch, keine Hinterbliebenen ohne Trost.
Die Kirche war am Sonntag jedes Mal ziemlich voll, laut und richtig und aus vollem Herzen erklang der Gemeindegesang, die Frauen saßen unten, die Männer saßen oben, die Konfirmanden saßen in den ersten Bänken vor dem Altar, der Kirchendiener hatte alles im (sehr ernsthaften) Blick, alles war ordentlich, alles geregelt.
Wir waren wahrhaft eine Gemeinde, eine Gemeinschaft, es war ein Heimisch-Sein, ein Sich-Wohl-Fühlen, alles war so, wie es sein sollte und wie wir es von den Alten gelernt hatten.

Manche Anekdote rankt sich um Pfr. Moser. Bei Besuchen im Oberkirchenrat zum Beispiel (der Verfasser dieser Zeilen war als Leiter der ev. Gemeindejugend damals mehrfach dabei) pflegte er die Herren Oberkirchenräte nach der üblichen Begrüßung (oft waren es ehemalige Kommilitonen - jeder kannte jeden!) etwa so anzureden: „Was habt ihr denn da wieder für einen Sch…. angerichtet, …des geht doch net, …des mach ich ned… !“
Da redete ein Christenmensch zu anderen Christenmenschen ohne Scheu, ohne Furcht, getreu dem Rütli-Schwur vor Jahrhunderten in der Schweiz: „Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen“(Schiller).

Ein Wort zum Moser-Humor: Als sich Anfang der 70-er Jahre in St. Ilgen ein Angelsportverein gründen wollte und nach Sponsoren suchte, wohl aber noch kein passendes Fischwasser hatte, da spendete er im Namen der Kirchengemeinde einen Eimer mit den Worten: „Da habt ihr einstweilen etwas, in das ihr eure Angeln hängen könnt.“

Pfr Moser inmitten seiner Konfirmandinnen und Konfirmanden 1961

Zuletzt noch einige persönliche Anmerkungen zum Seelsorger Willi Moser:
Als die Mutter des Verfassers ein Jahr nach dessen Konfirmation starb, da haben sich in den Alltagsdingen dankenswerterweise seine Verwandten um ihn gekümmert und gesorgt, das geistliche Leben aber wurde durch die liebevolle Zuwendung des „Herrn Parra“ geweckt, gefördert und geprägt bis dahin, dass er klammheimlich durch Fürsprache bei der Kirchenleitung ein Hochschulstipendium für jenen erwirkte, ihn als evang. Jugendleiter förderte und immer mit ihm im Gespräch blieb und dass jener zuletzt selber Pfarrer wurde und Willi Moser bis heute als seinen geistlichen Vater achtet und ehrt.

Nicht zuletzt haben wir in St. Ilgen bis heute einen treuen, verlässlichen, höchst engagierten Organisten, der gleich nach seiner Konfirmation 1961 von Pfarrer Moser angesprochen, beredet und durch sein Vertrauen dazu gebracht wurde, ein bekannter Kirchenmusiker in unserer Region zu werden - wir kennen ihn alle: es ist unser Rudi Sailer! Und dass unser Posaunenchor seit 1974 nun so viele Jahre lang einen ebenfalls höchst kompetenten, höchst engagierten Chorleiter hat, dass Heinz Brucker da ist und mit Begeisterung wirkt - er kam zu uns in die Gemeinde, weil Willi Moser Vertrauen in ihn setzte und sein Wirken dankbar gefördert hat.

So war unser Pfarrer Moser: Er war Berater, Seelsorger, ein fürsorglicher Begleiter und Vertrauter. Er war unser Hirte in der Nachfolge des guten Hirten Jesus Christus!

3.2 - Johannes Carstensen

Zum 100-jährigen Jubiläum der St. Ilgener Kirchengemeinde gratuliere ich von Herzen.

Als junger Pfarrvikar war ich vom Oktober 1975 bis April 1976 zur Versehung des Pfarrdienstes in Ihrer Gemeinde und lernte so alle Ihre Gebäude kennen: die Kirche, das Gemeindehaus und wohnte in dieser Zeit in der „Eulenburg“, dem Pfarrhaus, das so genannt wurde und mir noch in Erinnerung blieb.
Und so freue ich mich nun besonders mit Ihnen als Gemeinde, dass Sie dabei sind, durch Ihre baulichen Maßnahmen die Kirche mit dem angrenzenden neuen Gemeindehaus zu einem Zentrum für die Gemeinde zu verbinden. In unserer Zeit, in der unsere evangelische Kirche finanziell sorgsam mit Ihren Ressourcen umgeht, ist es Ihnen gelungen, dadurch optimale Voraussetzungen für eine vielfältige Gemeindearbeit zu schaffen.

Gerne und dankbar, blicke ich auf die kurze, schöne Zeit in Ihrer Gemeinde zurück. So denke ich an verschiedene Gottesdienste, die besonders durch die Kirchenmusik bereichert wurden, an den Posaunenchor, unter dessen Leiter ich das Posaunespielen gelernt habe, an das gemeinsame Mittagessen oder das Feiern im alten Gemeindehaus.

Mit einem Segenswunsch möchte ich schließen:
Ich bitte unseren allmächtigen Vater, durch Jesus Christus unseren Herrn und den Heiligen Geist für die Kirchengemeinde in St. Ilgen, dass Ihre Kirche und das Gemeindehaus Orte des lebendigen Glaubens werden, wo Gemeinschaft erfahrbar ist, die trägt. Mögen die Menschen, als Mitarbeiter oder Gäste, die in diesem Zentrum ein- und ausgehen, gesegnet sein.

Es grüßt Sie aus Esslingen ganz herzlich

Ihr Johannes Carstensen, Pfr. i. R.

3.3 - Wolfgang Keller - Meine Zeit als Pfarrer in St. llgen

Eigentlich wollte ich nach meinem Pfarrvikariat in Wertheim dort bleiben. Doch der Oberkirchenrat in Karlsruhe hatte andere Pläne mit mir: St. Ilgen. Aus seelsorgerlichen Gründen sollte die Gemeinde keine allzu lange Vakanz durchmachen müssen. Ich betrachtete das zunächst für mich nur als Übergangslösung, die Gemeinde in Wertheim wollte auf mich warten.
Also: Offizieller Dienstbeginn in St. Ilgen am 01. Oktober 1980, erste Beerdigung am 02. Oktober, Einführung im Gottesdienst am Erntedankfest, dem 03. Oktober 1980 durch den Dekan des damaligen Kirchenbezirks Oberheidelberg, Werner Schellenberg. Meine Frage an ihn: „was genau ich in St. llgen machen soll”, wurde beantwortet mit: „machen sie einfach".
Zuerst Versehung (also quasi Übergangslösung), dann bald Verwaltung der Pfarrei und schließ-lich Pfarrer. Aus dem gedachten einen Jahr wurden schließlich 30 Jahre! Und ich habe die Gemeinde mehr als liebgewonnen.

Die Veränderung von einem früheren Arbeiter-, Bauern- und Eisenbahnerdorf mit 1980 knapp 4000 Einwohnern zum „Wohn- und Schlafort" im Einzugsgebiet des Rhein-Neckar-Kreises und am Ende als Teilort der Großen Kreisstadt Leimen mit 11000 Einwohnern habe ich zu einem beträchtlichen Teil miterlebt.
Ein einschneidender Wegpunkt war die Errichtung des Übergangswohnheims im Ortsteil Fasanerie und dem Zuzug von ca. 800 Spätaussiedlern aus den ehemaligen Sowjetrepubliken sowie das Wachsen des gesamten Ortsteils Fasanerie und „Bahnhof" 2 mit ca. 2000 Neu-Anwohnern.
Große Veränderungen also, die vom jeweiligen Kirchengemeinderat mitgetragen wurden.

Fast überfordert sah ich mich mit neuen Arbeitsfeldern, über die man im Studium nichts gelernt hatte: Personalführung, Finanzen und Baumaßnahmen. Manchmal kam ich mir vor wie ein Bauherr (ohne Ahnung!). Wer hatte mir vorher gesagt, was etwa eine „Duschtasse" ist?.
Es war ab dem ersten Tag harte, manchmal sehr harte Arbeit. Schon im ersten Jahr 76 (!!) Konfirmanden, Akten studieren (es gibt kaum ein Blatt Papier im Archiv, das ich nicht in vielen Nächten gelesen hätte), usw.

Als Schwerpunkte meiner Arbeit wären zu nennen:
> Wiedergewinnen von Vertrauen „in die Kirche". Das war nötig. Deshalb habe ich viele Besuche gemacht.
> Baumaßnahmen vieler Art (Renovierung und Erweiterung des Kindergartens, Renovierung des gemeindeeigenen Wohnhauses im Probsterwald, Renovierung des Pfarrhauses, Renovierung der Kirche und manche Veränderungen im Gemeindehaus).
> 1989/90 begann die Arbeit zur Integration der vielen neuzugezogenen Spätaussiedler, um deren Abwanderung in eine „Sub-Gemeinde" zu verhindern (viele Besuche von Tür zu Tür, Gottesdienste in der Fasanerie, ökumenischer Arbeitskreis, Kleiderkammer u.a.)
> die Ökumene, die nach 20 Jahren in die Unterzeichnung der „Ökumenischen Rahmenvereinbarung" mündete,
> der enge Kontakt zu Kommune und Vereinen am Ort. Ich wollte nie „Pfarrer für die Gemeinde" sein, sondern immer „Pfarrer in und mit der Gemeinde",
> die Begegnungen und die (schönen und bewegenden) Gottesdienste im Rahmen der Partnerschaft St. Ilgen-Tigy
> schließlich als späterer „Reisepfarrer" die Gemeinde- und Begegnungsreisen sowie Studienfahrten durch „die halbe Welt", deren Ziel es war, „Horizonte zu erweitern", andere Länder, Kulturen und Religionen kennen zu lernen und somit die eigene Lebenssituation und den eigenen Glauben zu reflektieren.
Dazu kamen ca. 25 Jahre Mitgliedschaft im Bezirkskirchenrat, Vorstandsmitglied der Sozialstation, viele (zu viele!) Sitzungen, unzählige Besuche in Kreisen und Gruppen und und und....; Privatleben wurde in den 30 Jahren sehr sehr klein geschrieben.
Insgesamt ca. 1500 Konfirmanden, mehr als 1000 Beerdigungen, etwa 900 Taufen und 600 Trauungen bestimmten meine Amtszeit mit.

Am 03. Oktober 2010, wieder Erntedankfest mein Abschied und meine „Entpflichtung", genau auf den Tag 30 Jahre nach meinem Start in St. llgen. Und dann der Umzug in die „Pampa" in den Odenwald.

Es waren Jahre harter Arbeit in „Dilje", aber es waren schöne Jahre. Aus einem Jahr wurden 30 - ein halbes Leben. Heute im (Un-)Ruhestand blicke ich dankbar auf diese Jahre zurück und habe St. llgen immer noch im Herzen. Dankbar werde ich bleiben für alle Unterstützung in den vielen Jahren meinen ehemaligen Mitarbeiterinnen = Sekretärinnen, Kirchendienern, Ältesten, Organisten, Dirigenten, Erzieherinnen im Kindergarten, Leiterinnen unserer Gemeindekreise und unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen; meinen Kolleg/innen im Bezirk, mit denen ich ein überaus gutes Verhältnis hatte; meinen Eltern, meiner Frau, ohne die und deren Einsatz vieles nicht möglich gewesen wäre.

Dankbar bin ich v.a. unserem lieben Gott, der mir die Kraft zu meinem Dienst gab, von dem ich hoffe, dass der nicht umsonst war, sondern auch für die Gemeinde „Frucht gebracht hat".

Ich wünsche der Kirchengemeinde in St. llgen weiter Lebendigkeit, Frieden und Gedeihen und über allem Gottes reichen Segen - und ein schönes Kirchenjubiläum 2016!
Und meinem Nachfolger Gottes gutes Geleit, Kraft und Freude an und bei der Ausübung in seinem Amt.

Wolfgang Keller

 

 
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